Um zu überprüfen, ob die Standards im Fairen Handel eingehalten werden, sind unterschiedliche Kontrollsysteme entstanden: Zum einen Zertifizierungssysteme wie das von Fairtrade International und zum anderen Monitoringsysteme wie das der WFTO (World Fair Trade Organization).
Beim Zertifizierungssystem von Fairtrade International handelt es sich um eine Produktzertifizierung, das heißt es geht um die Frage, ob ein Produkt fair gehandelt wurde. Beim Monitoring der WFTO steht hingegen die Organisation im Fokus, das heißt es geht um die Frage, ob eine Organisation als Ganzes fair handelt. Das Monitoring-System der WFTO wurde verbessert und erneuert und heißt seit 2013 WFTO-Garantiesystem.
Die Zertifizierungsorganisation FLO-CERT GmbH kontrolliert und zertifiziert die Einhaltung der Fairtrade-Standards von Fairtrade International. Sie ist eine 100 Prozent unabhängige Tochterfirma von Fairtrade International und ISO-65 akkreditiert. Das bedeutet, dass die FLO-CERT GmbH ihre eigenen Richtlinien einhalten muss – vor allem muss sie unabhängig inspizieren und prüfen. Sie muss auch nachweisen können, dass alle Entscheidungen nachvollziehbar sind und dass die Kriterien, die sie verwendet, die Fairtrade-Standards widerspiegeln.
FLO-CERT ist zuständig für die Zertifizierung aller beteiligten Akteure entlang des Produktions- und Herstellungsprozesses eines Produktes. Die Produzenten werden von lokalen Inspekteuren in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Auch die Unternehmen in Deutschland, die fair gehandelte Produkte vertreiben, werden regelmäßig inspiziert.
Deutsche Firmen, natürlich auch die GEPA, müssen zusätzlich ihre Verkaufszahlen regelmäßig an FLO-CERT melden. Durch eine Kombination aus Überprüfung und Abgleichen von Berichten, stichprobenartigen Kontrollen bei den Händlern vor Ort sowie externen Wirtschaftsprüfungen wird sichergestellt, dass das, was als fair gehandeltes Produkt verkauft wird, tatsächlich fair gehandelt ist.
FLO-Cert überwacht den gesamten Warenfluss, von der Produktion bis zu dem Moment, an dem das Produkt mit dem Fairtrade-Siegel in Verkehr gebracht wird. Der Einzelhandel wie beispielsweise Weltläden, Supermärkte, Reformhäuser und Bioläden wird nicht kontrolliert oder inspiziert.
Neben FLO-CERT gibt es auch noch andere Zertifizierungsorganisationen wie beispielsweise Naturland, IMO oder Eco-Cert.
Jetzt ist es da: Das Garantiesystem der World Fair Trade Organization (WFTO).
Das neue WFTO-Prüfsystem inklusive Label erleichtert es vor allem fairen Handwerksorganisationen, sich am Markt von konventionellen Mitbewerbern abzugrenzen. Die GEPA ist Gründungsmitglied der WFTO seit 1989 und hat sich natürlich auch der Prüfung nach dem neuen Garantiesystem unterzogen – und das mit Erfolg: Sie erhält das WFTO-Zertifikat, das sie als „Guaranteed Fair Trade Organisation“ bestätigt.
Fair nach innen und außen:
Das WFTO-Garantiesystem überprüft seine Mitglieder gemäß den zehn WFTO-Prinzipien für Fairen Handel. Dazu gehören unter anderem Transparenz und Verantwortlichkeit, Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzentinnen und Produzenten, Bildungs- und politische Arbeit. Die zehn Prinzipien gelten sowohl innerhalb der Organisation (z.B. bezüglich der Arbeitsbedingungen für die eigene Belegschaft) als auch bei der Kooperation mit den Handelspartnern.
Wie läuft das Garantiesystem ab?
Das neue WFTO-Garantiesystem besteht aus mehreren Komponenten: u.a. einer ausführlichen Selbstauskunft („self assessment“) und einem externen Audit. Zur besserem Rückverfolgbarkeit der Materialien bei Handwerk bzw. der Rohstoffe bei Lebensmitteln hat die WFTO zusätzlich zu den zehn WFTO-Prinzipien die neue Sektion Lieferketten-Management („Supply Chain Management“) eingeführt.
Darüber hinaus müssen alle Mitglieds-Organisationen ein eigenes internes Monitoring-System aufbauen für die Zulieferer/ Produzentengruppen, die nicht durch ein von der WFTO anerkanntes Kontrollsystem überprüft werden (z.B. Fairtrade International, Naturland Fair).
Was ist das Besondere am WFTO-Garantiesystem?
Es überprüft die Mitglieds-Organisation in ihrer Gesamtheit und bescheinigt ihr mit dem Label, dass die Organisation an sich fair ist. Da also die Organisation als solche fair ist, kann das Organisations-Label auch für alle Produkte der Organisation (Handwerk und Lebensmittel) genutzt werden. Sie können folglich – wenn gewünscht – mit dem neuen WFTO-Label ausgezeichnet werden.
Wird die GEPA das WFTO-Label auf ihren Produkten führen?
Nein. Die GEPA erfüllt zwar alle Anforderungen und dürfte das neue WFTO-Label auf ihren Produkten abdrucken. Sie möchte aber ihrer fair+Strategie treu bleiben und verzichtet aus diesem Grund darauf: Mit viel Zeit und Kraftaufwand ist es gelungen, die GEPA als unverwechselbare Marke zu etablieren. Dies war nur möglich durch die Unterstützung der Aktiven in Weltläden und Aktionsgruppen, den Handelspartnern sowie den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Obwohl das WFTO-Label nicht auf GEPA-Produkten abgebildet ist, werden wir es in unserer übergreifenden Unternehmenskommunikation verwenden, um uns damit als Fair Handelsorganisation zu positionieren. Die Bedeutung des WFTO-Labels und anderer Siegel steht für uns dabei außer Frage – denn sie belegen die Transparenz und Glaubwürdigkeit der GEPA. Darauf weisen wir immer wieder ausführlich in unserer Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit hin.
Weltläden haben ihre eigenen Kriterien für den Fairen Handel erstellt („Konvention der Weltläden“), wobei die Standards in dieser Konvention in großen Teilen mit den Prinzipien der WFTO übereinstimmen. Der Weltladen-Dachverband hat ein standardisiertes Anerkennungsverfahren für Weltladen-Lieferanten sowie ein Monitoring-Verfahren für die Mitglieds-Weltläden entwickelt. Das Monitoring basiert auf einem umfangreichen Selbstauskunftssystem und dient der Qualitätssicherung der Arbeit in den Weltläden. 2014 wurde dieses Monitoring weiterentwickelt und an das WFTO-Garantiesystem angelehnt. Teilnehmende Weltläden, die bestimmte Mindestkriterien erfüllen, dürfen nun das WFTO-Logo (eingebettet in das sogenannte Weltladen-/WFTO-Emblem) für ihre Außenkommunikation nutzen.
Auf der Ebene der EFTA (European Fair Trade Association), einem Zusammenschluss von acht großen europäischen Fair-Handels-Importeuren (Stand: 2015), gibt es ein eigenes Monitoringsystem auf der Basis der WFTO-Standards. Das arbeitsteilig durchgeführte EFTA-Monitoring erleichtert den Arbeitsaufwand für die beteiligten Importorganisationen und ihre Handelspartner. Es ermöglicht auch die Zusammenarbeit mit Produzentenorganisationen, die nicht über eines der Fair Handels-Zertifizierungssysteme kontrolliert werden bzw. kein WFTO-Mitglied sind.
Foto: Eduardo Abracos
Netzwerk von zehn Fair-Handels-Organisationen aus zehn europäischen Ländern zur Harmonisierung und Koordination von Fair-Handels-Aktivitäten.
Netzwerk von zehn Fair-Handels-Organisationen aus zehn europäischen Ländern zur Harmonisierung und Koordination von Fair-Handels-Aktivitäten.
„Fairer Handel ist eine „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit den VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“ (Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO e. V., WFTO und EFTA)
Die Zertifizierungsgesellschaft FLO-CERT GmbH stellt sicher, dass die Produkte mit dem Fairtrade-Siegel nach den internationalen Fairtrade-Standards produziert und gehandelt werden. FLO-CERT führt auch Zertifizierungen für faire Importorgansiationen wie die GEPA durch, auch wenn die fair gehandelten Produkte der GEPA überwiegend kein Fairtrade-Siegel mehr tragen. Sie sind trotzdem kontrolliert und zertifiziert. Alle an der Fairtrade-Handelskette beteiligten Organisationen, Firmen, Produzentenorganisation, Exporteure und Importeure unterliegen dem strengen Kontrollsystem von FLO-CERT. Wichtigstes Kontrollinstrument ist in allen Bereichen die Durchführung und Auswertung von Inspektionen nach einheitlichen Verfahren.
Begriff für eine Fair-Handels-Organisation, also eine Organisation, die in ihrer Firmenpolitik ganzheitlich auf Fairen Handel ausgerichtet ist. Sie betreibt also ausschließlich Fairen Handel.
Begriff für eine Fair-Handels-Organisation, also eine Organisation, die in ihrer Firmenpolitik ganzheitlich auf Fairen Handel ausgerichtet ist. Sie betreibt also ausschließlich Fairen Handel.
FLO-CERT orientiert sich in seinen Zertifikationsprozessen an der international anerkannten Norm ISO 65. Diese gilt für Organisationen, die Zertifikationen im Produktbereich vornehmen und ist ein Indikator für die Glaubwürdigkeit der Zertifizierungsorganisation.
Importorganisationen im Fairen Handel sind die Organisationen, die Produkte aus dem Süden nach Kriterien des Fairen Handels importieren. Die größte Importorganisation in Deutschland ist die GEPA - The Fair Trade Company.
Im Katalog anerkannter Weltladen-Lieferanten (kurz: Lieferantenkatalog) befinden sich mehr als 60 verschiedene Importorganisationen. Bei diesen Importorganisationen wurden vom Weltladen-Dachverband e.V. überprüft, ob sie die Kriterien der Konventionen der Weltläden erfüllen. Das Anerkennungsverfahren für Weltladen-Lieferanten beruht auf Selbstauskunft und Überprüfung durch ein externes Audit.
Die Konvention der Weltläden formuliert das Selbstverständnis der Weltläden in Deutschland und die zentralen Kriterien, an denen Weltläden ihre Arbeit messen.
Die sieben Standards:
Zu Anfang der Fair-Handels-Bewegung gab es fair gehandelte Produkte nur in den Weltläden zu kaufen. Inzwischen haben in Deutschland rund 30.000 Supermärkte, Bio- und Naturkostläden fair gehandelte Produkte im Sortiment.
Ziel eines Monitoringsystems im Fairen Handel ist es, Abläufe und Verfahren innerhalb einer Organisation systematisch und kontinuierlich zu begleiten und zu verbessern. In einem Begleitungs- und Beobachtungsprozess werden Schwachstellen thematisiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Das Monitoring kann sowohl von Unabhängigen als auch von der jeweiligen Organisation selbst durchgeführt werden.
Die Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Herstellung von Kunsthandwerk handelt es sich häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.
Der Monitoringsprozess der WFTO beruht in erster Linie auf Selbstüberprüfung (Self Assessment). Dabei überprüft eine Fairhandels-Organisation alle zwei Jahre in einem internen Prozess, in welchem Maße sie die Fair-Handels-Standards der WFTO erfüllt.
Generell können nur die Produkte ein Fairtrade-Siegel tragen, für die es Fairtrade-Standards gibt. Die Fairtrade-Standards werden von Fairtrade International in Bonn entwickelt.
Weltläden sind Fachgeschäfte, in denen fair gehandelte Produkte verkauft werden. Sie beteiligen sich außerdem an Informationsarbeit, Kampagnen und politischen Aktionen zum Fairen Handel. Die Mitarbeiter/-innen arbeiten überwiegend ehrenamtlich.
World Fair Trade Organization ist die internationale Dachorganisation von mehr als 400 Fair-Handels-Organisationen in über 70 Ländern.
Alle haben sich zu 100% dem Fairen Handel verschrieben.
Zur Homepage: www.wfto.com
Zertifizierung ist ein Kontrollverfahren, bei dem unabhängige Inspekteure vor Ort die Einhaltung der Standards prüfen. Fällt die Prüfung negativ aus, kann der betroffene Produzent oder Händler seine Zertifizierung verlieren.