Der Begriff „Fairer Handel“ ist einprägsam und klingt gut. Jedoch ist er rechtlich nicht geschützt. Deswegen möchten ihn viele nutzen – auch solche, die nichts mit den inhaltlichen Zielen des Fairen Handels zu tun haben. Umso wichtiger ist es, dass es eine klare Definition für den Fairen Handel gibt, dass Standards entwickelt werden und dass deren Einhaltung überprüft wird.
Die heute international anerkannte Definition des Fairen Handels stammt ursprünglich vom Fair Handels-Netzwerk FINE. Dieses existiert nicht mehr, heute gibt es die WFTO. Ausgehend von dieser allgemeinen Definition haben die Akteure des Fairen Handels im Laufe der Jahre verschiedene Konzepte entwickelt, um die Grundsätze des Fairen Handels und deren Umsetzung inhaltlich zu konkretisieren. Diese Konzepte bilden die Standards des Fairen Handels.
Standards sind die Richtlinien, auf deren Basis geprüft werden kann, ob ein Produkt „fair“ gehandelt worden ist oder ob ein Unternehmen „fair“ gehandelt hat. Internationale Richtlinien sind in vielen Bereichen wichtig; so werden beispielsweise im Bio-Bereich die Richtlinien von der Regierung bzw. der Europäischen Union festgelegt. Diese Bio-Richtlinien bestimmen das gesetzliche „Minimum“, das erfüllt werden muss, damit ein Produkt das Bio-Siegel tragen darf.
Im Fairen Handel gibt es jedoch keinen gesetzlich vorgegebenen Standard. Alle Standards des Fairen Handels sind von Zertifizierungsorganisationen wie beispielsweise FLO-CERT oder IMO kontrolliert und zertifiziert worden.
Standards können entweder zu einer Zertifizierung führen oder sie werden durch ein Monitoringverfahren begleitet.
Zertifizierung bedeutet, dass ein unabhängiger Inspekteur vor Ort die Einhaltung der Standards kontrolliert. Die Zertifizierung ist mit einer Prüfung zu vergleichen; die Inspekteure dürfen nicht beraten, helfen oder unterstützen – ihre alleinige Rolle ist es zu inspizieren. Fällt die Prüfung negativ aus, kann der betroffene Produzent oder Händler seine Zertifizierung verlieren, darf also seine Produkte nicht mehr mit dem entsprechenden Siegel vertreiben. Beispiele für derartige Zertifzierungssysteme sind die Verfahren von Fairtrade International und die Bio-Inspektionen. Zertifizierungen bieten dem Käufer Sicherheit, dass festgelegte Standards eingehalten werden.
Eine Zertifizierung ist ein Kontrollverfahren. Sie ist allerdings nicht zwangsläufig dazu geeignet, Entwicklung zu fördern. Viele Produzenten können zwar die Standards einhalten, das heißt aber noch lange nicht, dass sich hierdurch ihr Lebensstandard verbessert. Im schlimmsten Fall wird die Zertifizierung zu einer Art „Risikomanagement-System“ des Handels. Tatsächlich gibt es heutzutage die Tendenz, dass vor allem größere Lebensmittelhändler eine ganze Reihe von Zertifizierungen von ihren Produzenten verlangen – nur um die eigenen Risiken zu minimieren. Manche Produzentenorganisationen müssen bis zu zehn unterschiedliche Zertifizierungen nachweisen, damit ihre verschiedenen Käufer zufrieden sind.
Monitoringsysteme funktionieren anders. Ziel eines Monitoringsystems im Fairen Handel ist, Abläufe und Verfahren innerhalb einer Organisation systematisch und kontinuierlich zu begleiten. Im Dialog werden Schwachstellen thematisiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Standards müssen zwar ebenfalls eingehalten werden, jedoch steht die Entwicklung der Organisation im Vordergrund. Die „Monitoring-Verantwortlichen“ haben also neben der Überwachung die Funktion eines Beraters, der dabei hilft, dass Standards zukünftig konsequenter eingehalten werden können.
Monitoringprozesse können sowohl von unabhängigen Beratern als auch von beteiligten Organisationen selbst durchgeführt werden. Im Fairen Handel ist Monitoring oft dann hilfreich, wenn die betroffene Organisation noch relativ jung und unerfahren ist.
Ein Beispiel für Monitoringsysteme im Fairen Handel ist das Verfahren der WFTO.
„Fairer Handel ist eine „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit den VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“ (Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO e. V., WFTO und EFTA)
Zusammenschluss von vier internationalen Organisationen des Fairen Handels. FINE steht für die Anfangsbuchstaben seiner Mitglieder: F - Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) I - International Fair Trade Association (IFAT) (2008 Umbenennung in WFTO) N - Network of European Worldshops (NEWS!) (2009 in die WFTO integriert worden) E - European Fair Trade Association (EFTA) Die Bezeichnung FINE hat aktuell an Gültigkeit verloren, da sich zum einen die IFAT 2008 in WFTO umbenannt hat und zum anderen NEWS! 2009 aufgehört hat als eigenständiges Netzwerk zu existieren und in die WFTO integriert wurde.
Begriff für eine Fair-Handels-Organisation, also eine Organisation, die in ihrer Firmenpolitik ganzheitlich auf Fairen Handel ausgerichtet ist. Sie betreibt also ausschließlich Fairen Handel.
Ziel eines Monitoringsystems im Fairen Handel ist es, Abläufe und Verfahren innerhalb einer Organisation systematisch und kontinuierlich zu begleiten und zu verbessern. In einem Begleitungs- und Beobachtungsprozess werden Schwachstellen thematisiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Das Monitoring kann sowohl von Unabhängigen als auch von der jeweiligen Organisation selbst durchgeführt werden.
World Fair Trade Organization ist die internationale Dachorganisation von mehr als 400 Fair-Handels-Organisationen in über 70 Ländern.
Alle haben sich zu 100% dem Fairen Handel verschrieben.
Zur Homepage: www.wfto.com
Zertifizierung ist ein Kontrollverfahren, bei dem unabhängige Inspekteure vor Ort die Einhaltung der Standards prüfen. Fällt die Prüfung negativ aus, kann der betroffene Produzent oder Händler seine Zertifizierung verlieren.