Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben können.
Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die Strukturen anders: Die Produkte werden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im Mittelpunkt stehen die Produzentinnen und Produzenten, denn: Der Faire Handel ist mehr als Import und Vertrieb von Produkten. Er gibt den Menschen hinter den Produkten ein Gesicht. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist das Ziel des Fairen Handels.
„Fairer Handel heißt für uns, dass wir Arbeit und Verdienstmöglichkeiten haben, so dass wir unsere Kinder zur Schule schicken können. Von unserem Verdienst haben wir in der Gruppe ein gemeinsames Konto angelegt, und wir alle entscheiden, wer davon einen Kredit bekommen kann. Wir wollen kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können. Wir haben nun auch eigene Arbeitsräume, wo die Arbeitsbedingungen gut sind.“
(Sunita, Schatzmeisterin der Gruppe Taja16, TARA Projects, Indien.)
Aus: Die Wirkungen des Fairen Handels, S. 5
Beim Fairen Handel geht es nicht nur um den Warenhandel, sondern es geht auch darum, auf politischer Ebene für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Zwar ist der Faire Handel nicht die Lösung für alle Probleme dieser Welt, aber er bietet benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten.
In vielen Bereichen hat der Faire Handel Pionierarbeit geleistet und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für kritischen Konsum geschaffen. Seit es vielen Menschen nicht mehr egal ist, wie ein Produkt entsteht, achten zunehmend mehr Firmen auf die Einhaltung von Sozialstandards.
Viele verbinden mit dem Fairen Handel die Zahlung eines fairen Preises. Damit ist gemeint, dass für bestimmte Produkte ein Fairtrade-Mindestpreis garantiert wird. Für diese Produkte muss er immer gezahlt werden – egal, wie niedrig der Weltmarktpreis liegt. Darüber hinaus wird für viele Produkte auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die zu Genossenschaften zusammengeschlossenen Bauern entscheiden selbst, wofür die Fairtrade-Prämie verwendet wird, z.B. für:
Der Fairtrade-Mindestpreis ist ein Mindestkriterium. Fairer Handel heißt aber sehr viel mehr:
Es gelten partnerschaftliche Prinzipien wie z.B. langfristige und möglichst direkte Handelsbeziehungen. Bei Bedarf erhalten die Genossenschaften schon vor der Lieferung eine Anzahlung, die so genannte Vorfinanzierung. Auch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft wird im Fairen Handel stark gefördert.
Für viele Bauern ist es schwierig, ihre Ware zu vermarkten. Oft fehlt es an den einfachsten Dingen wie zum Beispiel einer Transportmöglichkeit der Produkte. Durch den Zusammenschluss in Genossenschaften haben die Bauern die Möglichkeit, ihre Produkte zu vermarkten, sich fortzubilden und für ihre Rechte einzutreten.
Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit verboten. Angestellte auf Plantagen und in Fabriken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge – alles Dinge, die bei uns selbstverständlich sind.
In den Industrienationen leisten viele engagierte Menschen Bildungs- und politische Arbeit, um die Verbraucher zu informieren und langfristig ungerechte Weltwirtschaftsstrukturen abzubauen.
Kurz gesagt:
Fairer Handel trägt dazu bei, dass Produzentinnen und Produzenten in Entwicklungsländern von ihrer Arbeit angemessen leben können.
Alle fair gehandelten Produkte stammen von Produzentengruppen, die den internationalen Fair-Handels-Grundsätzen verpflichtet sind.
Die Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Herstellung von Kunsthandwerk handelt es sich häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.
Es gibt Firmen, die nur fair gehandelte Produkte vertreiben – sie werden auch als 100 % Fair-Händler bezeichnet. Das sind Importfirmen wie die GEPA, EL PUENTE, dwp oder BanaFair.
Die GEPA als 100 % Fair-Händler kauft von Genossenschaften oder Unternehmen mit sozialer und ökologischer Verantwortung und folgt dabei den Grundsätzen des Fairen Handels.
Die GEPA bemüht sich, ihre Produkte so weit wie möglich im Ursprungsland zu verarbeiten und zu verpacken, so dass möglichst viel der Wertschöpfung im Süden verbleibt. Dies ist aber nicht immer möglich oder sinnvoll. Deshalb erfolgt auch ein Teil der Weiterverarbeitung in Deutschland oder anderen europäischen Ländern.
Es gibt auch Importfirmen, die nur einzelne Produkte ihres Sortiments fair handeln. Als TransFair-Lizenznehmer dürfen sie dann diese Produkte mit dem Fairtrade-Siegel kennzeichnen.
Alle Konsumenten entscheiden durch ihr Einkaufsverhalten mit, welchen Stellenwert faire Arbeits- und Lebensbedingungen im weltweiten Handel haben. Nur dank ihnen ist der Faire Handel möglich. Je mehr Menschen den Fairen Handel auch mit dem Kauf fair gehandelter Produkte unterstützen desto gerechter geht es im weltweiten Handel zu.
„Fairer Handel ist eine „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gemeinsam mit den VerbraucherInnen) für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“ (Definition der internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO e. V., WFTO und EFTA)
Die Zahlung eines Fairen Preises ist ein wichtiges Element des Fairen Handels. Ein Fairer Preis deckt die Produktionskosten und die Lebenserhaltungskosten des Produzenten und gibt ihm außerdem die Möglichkeit, in Entwicklungsaufgaben zu investieren.
Ein Zusammenschluss von nicht geschlossener Mitgliederzahl mit dem Zweck, den Erwerb ihrer Mitglieder oder deren soziale oder kulturelle Belange durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern. Im Fairen Handel sind viele Produzenten in Genossenschaften oder Kooperativen organisiert.
Lizenznehmer sind Unternehmen, die Fairtrade-Produkte im FLO-System vertreiben. In Deutschland benötigen diese Unternehmen einen Lizenzvertrag mit TransFair e.V, in dem sie sich verpflichten, die Standards des Fairen Handels einzuhalten.
Für viele fair gehandelte Produkte aus dem Lebensmittelbereich gibt es einen von FLO e.V. festgelegten Mindestpreis. Er soll den Produzenten ihre Existenz sichern und eine kostendeckende Produktion ermöglichen. Hinzu kommen die Fairtrade-Prämie und ggf. ein Bio-Zuschlag.
Mehr Informationen unter: www.fairtrade.de/Mindespreis
100% Fair-Händler wie die GEPA beziehen einen Großteil ihrer Ware im Lebensmittelbereich von benachteiligten Kleinproduzenten und
nicht von Plantagen. Anders ist es bei Tee oder Bananen: Diese Produkte kommen auch im Fairen Handel teilweise von Plantagen.
Die Importorganisation zahlt den Produzenten zusätzlich zu dem regulären Preis eine von FLO e.V. festgelegte Fairtrade-Prämie für fair gehandelte Produkte. Die Zahlung der Prämie ist durch die FLO-Standards vorgeschrieben und wird z.B. für Krankenhäuser und Apotheken, für Erwachsenenbildung, Schulen und Kindergärten, für Straßen- und Brückenbau oder für andere Projekte verwendet.
Die Produzentengruppen sind entweder Genossenschaften oder abhängig Beschäftigte in der Landwirtschaft oder in Fabriken. Bei der Herstellung von Kunsthandwerk handelt es sich häufig um Kleingruppen oder Familienbetriebe.
Generell können nur die Produkte ein Fairtrade-Siegel tragen, für die es Fairtrade-Standards gibt. Die Fairtrade-Standards werden von Fairtrade International in Bonn entwickelt.
Viele Rohwaren werden an der Börse gehandelt, so dass ihr Weltmarktpreis starken Schwankungen unterliegt. Der Faire Handel soll den Produzenten im Süden eine kostendeckende Produktion auch bei sehr niedrigen Weltmarktpreisen ermöglichen. Deshalb gilt: Sobald der Weltmarktpreis über dem Mindestpreis liegt, zahlen Fair-Händler mindestens den Weltmarktpreis plus Fairtrade-Prämie plus Bio-Zuschlag.